(Dolomiten, August 1984)
Die erst vierzehnjährige Solistin Sabine Federspieler überraschte das Toblacher Publikum mit ihrer gekonnten Darbietung des C-Dur Konzertes für Blockflöte und Orchester von Antonio Vivaldi. Es begleitete das Haydnorchester Bozen und Trient unter der Leitung von Herrmann Michael.
(Barbara Fuchs, Dolomiten August 1991)
Den zweiten Teil des Konzertes eröffnete mit Sabine die jüngste der drei Schwestern. Die erst 22jährige hat bereits viele musikalische Erfahrungen im Ausland sammeln können und hat vor allem auf dem bei uns zu Unrecht vernachlässigten Instrument Blockflöte besondere Virtuosität erreicht. Ihre Offenheit und Experimentierfreude zeigt sich immer dadurch, dass sie Werke zeitgenössischer Musik zu Gehör bringt, in unserem Falle des erst 26jährigen Markus Zahnhausen und des 1931geborenen Makoto Shinohara. Zahnhausens auf Stimmungen getrimmtem programmatischem Stück „Herbstmusik“ ließ sie die musikalisch abstrakten Fragmente für Tenorblockflöte folgen. Entgegen ihrer eigenen kurzen Einführung in die beiden Werke, wonach Zahnhausen auf Effekte weitgehend verzichten möchte, erfuhr das Publikum wohl eher Gegenteiliges, nämlich dass die zeitgenössische Musik zum Großteil auf Effekten beruht. Besonders beim 2. Komponisten setzte sich immerhin auch die Überzeugung durch, dass man das Ganze nicht todernst zu nehmen hat. Und zu dieser Überzeugung verhalf auch der unbekümmerte und zugleich so einnehmende Vortrag der jungen Brixnerin.
(Bruno Pasquazzo, Oktober 1997)
Angesichts des hierzulande gültigen Bildes vom Minnesänger und den seinerseits waltenden soziale Umständen muss einen schon ein wenig verwundern, dass unter den namentlich überlieferten Troubadours des okzitanischen Srachraumes, die während des 12. und 13. Jahrhunderts dichteten und sangen, nicht weniger als 20 Frauen zu finden sind. So gesehen handelte es sich um das Wieder-aufleben-lassen einer damals nicht ungewöhnlichen Gepflogenheit, wenn mit dem Ensemble „Deliciae“ drei Frauen ihre Gesänge zur Darbietung brachten. Gesänge, die von traurig-melancholisch bis prallvoll mit Lebensfreude erfüllt das Spektrum weiblicher Gefühlswelt streiften. Dies vollzog sich mit souveräner Virtuosität an den Instrumenten und höchster Sensibilität im Vortrag. Selbst deftigste Texte gerieten so zur Delikatesse. Die Panik des Mädchens, das den Lindenbaum verflucht, unter dem sie ein „guter Onkel“ vergewaltigte, er stand ebenso greifbar im Raum wie die protzig aufgeblasene Verbal-Virilität eines Ehegatten, die von Tenorflöte und Okarina lautmalerisch auf ein reales (Aus)maß zurückgestutzt wird.
Sabine Federspieler, Regina Himmelbauer und Christine Rembeck: diese drei bezaubernden, kongenial-vielseitigen jungen Damen haben eine Facette aus dem Spektrum von Nutzungsmöglichkeiten des Roßstalles, des nunmehr ersten richtigen Konzertraumes in Eggenfelden freigelegt. Und wie sie das taten! Der langanhaltende Applaus des vollbesetzten Saales erheischte nicht bloß zwei Zugaben, darunter ein halsbrecherisch-virtuoses Flötentrio eines Anonymus aus der Frührenaissance. Es war wohl auch eine deutliche Einladung, wiederzukommen.
(Eva Seberich, Dolomiten 10.09. 1998)
Drei junge Musikerinnen, Sabine Federspieler aus Brixen, Regina Himmelbauer aus Braunau und Christine Rembeck aus Egenfelden haben ihre in einem breitgefächerten Studium erworbenen Erfahrungen und Fertigkeiten zu einem höchst lebendigen Konzept zusammengefügt. Musik mit Singstimmen, Renaissanceblockflöten, Schlagwerk und allerlei mittelalterlichen Instrumenten wie Drehleier, Psalterium und Harfe wechseln ab mit zeitgenössischen Berichten, Briefen, Gedichten und kurzen Szenen, die an Deutlichkeit nichts übrig lassen.
Hier ein paar Beispiele aus dem Konzert in Prösels: Eine junge Frau wird an einen alten ungeliebte Mann verheiratet, die Frauen beklagen dreistimmig den traurigen Tatbestand- da mischt sich das Schlagzeug ein und in immer heftigeren Wirbeln verdeutlicht es, dass sich die Frau ihr Leben doch ganz lustig zu gestalten weiß…Süße Harfenklänge und das feine Zirpen des Psalteriums unterstreichen das zärtliche Locken im „Kum, Kum, Geselle min“. Trauer über einen toten Geliebten rückt durch die in hohlen Quinten und Quarten und in den eigenwilligen Rhythmen der mittelalterlichen Musik weit entrückt klingenden begleitenden Blockflöten ganz nah.
Direkt „unter die Haut“ aber ging der gesungene, durch Flöten und Trommel in seinen Phrasen unterbrochene Klagebericht eines Mädchens über ihre erlebte Vergewaltigung- ganz betroffen vermochte danach keine Zuhörer an Applaus zu denken…
(Dolomiten, Juni 1998, Repro: “D“)
Ein prächtig bunter quirlig schwirrender Vogel als Glücksbringer: Mit dem „Schlaflied für einen Kolibri“ des zeitgenössischen Komponisten Markus Zahnhausen eröffnete Sabine Federspieler ihr Konzert im Wettbewerb um den Musikförderungspreis der Tiroler Sparkassen 1998 in Innsbruck. Mit dieser Toccata für Sopranblockflöte solo, 1990 komponiert, demonstrierte die 1969 in Brixen geborene Musikerin bereits markant ihre außerordentlichen Fähigkeiten: ausgefeilte Technik, hohe Musikalität und beseelte Interpretation. Wie sehr ihr die Flöte ans Herz gewachsen ist, zeigte Sabine Federspieler auch in den nachfolgenden Werken: Variationen on van Eyck und in „Poco adagio“ aus der Sonate für Flöte von C. Ph. Emanuel Bach und in „Take five“, wieder von Markus Zahnhausen.
Mit dem Sparkassenpreis fördern die Südtiroler Sparkassen Bozen und die Tiroler Sparkassen Innsbruck junge MusikerInnen aus Nord -und Südtirol. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben.
(Horst Ringel, 13. September 2000)
Sanfte und virtuose Klangfülle
Zwei Stunden lang verzauberte die junge Flötensolistin Sabine Federspieler zusammen mit dem Haydnorchester Bozen-Trient ihre Zuhörer und entführte sie in die Welt der Klangfülle der bedeutendsten Tonsetzer des Barock. Bach, Telemann, Sammartini und Vivaldi versprachen hohe Erwartungen zu erfüllen. Sie wurden dank der Solistin übertroffen, die das Orchester durch ihre Virtuosität anspornte.
Mit dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 zu Ehren von J.S. Bach wurde der Abend eröffnet. Es folgte das Konzert in C-Dur für Altblockflöte und Streicher von G. Ph. Telemann, der auch Lehrer von Giuseppe Sammartini war. Dessen Konzert für Sopranblockflöte war anschließend zu hören. Am Schluss und gleichzeitig Höhepunkt des Abends konnte die Solistin bei dem Konzert in C-Dur für Piccoloflöte und Streicher von A. Vivaldi noch einmal ihre Spielfreude ganz entfalten. Hohe Begabung, hervorragende Ausbildung und künstlerisches Bemühen haben ihre Früchte getragen.
Der weiche pastorale Klang der Blockflöte, wie das Barock ihn liebte, gab diesem Konzertabend seine besondere Note. Die außerordentlich günstige Akustik des Saales unterstützte die volle räumliche Ausbreitung des barocken Klangreichtums- für Musiker und Publikum ein großer Gewinn.
(Dr. Ute Johns, Tirolerin März 2001)
Meine Sprache ist an keine Sprache gebunden
Im halbdunklen Barocksaal in Schloss Stein brennen die Kerzen, in ihrem Widerschein spiegelt sich auf den Gesichtern der Zuhörer gespannte Erwartung. Da erklingt aus der Ferne in hohen, klaren Tönen eine Flöte. Übermütige Triolen wechseln mit virtuosen Auf -und Absprüngen. Und dann taucht er auf, der mittelalterliche Spielmann: In Kapuze, Pumphose und engen Beinkleidern tanzt er, Blockflöte blasend durch die Reihen. Während er sich verbeugt und für den Applaus dankt, möchte er wissen, auf welcher Burg er denn hier eigentlich sei. Die Stimme verrät, dass der Spielmann eine Frau ist:
Sabine Federspieler provoziert gerne ihre Zuhörer mit einem Frage-Antwortspiel, in das sie geschickt Musik -und Zeitgeschichte einzuflechten weiß. Gleichzeitig hält sie das visuell verwöhnte Publikum in Spannung. Mühelos wechselt sie ihr Kostüm, entsprechend der Zeit, aus der das jeweilige Stück stammt.
In traumwandlerischer Sicherheit bläst und agiert sie ohne Noten in technischer Perfektion und gleichzeitig mit einer Ausdruckskraft, dass man von einem Staunen in das andere fällt. Was in diesem unbedeutend scheinenden Holzstab alles verborgen sein kann!
Gerade das hat sie gereizt, sich für dieses Instrument zu entscheiden,“ denn sein holziger Klang hat etwas Reines, Natürliches, Direktes- das Spektakuläre fehlt!“ erklärt sie. Darum ist der Interpret gefordert, durch Artikulation, Beweglichkeit, auch Idee, ja Ekstase alle Nuancierungen selbst zu finden und zu schaffen.
„Ich wollte dieses Instrument aus seiner Versenkung herausholen, seine leuchtende Größe und Vielfalt wecken und vorführen -aber auch seine besondere Intimität. Das geschieht eben erst im Moment des Spielens, immer wieder ganz neu. Wenn ich spiele, möchte ich alles geben, was dieses Instrument ausdrücken kann, das unaussprechlich Schöne, das an keine Sprache gebunden ist, das die Herzen der Menschen erreicht und sie vielleicht berührt.“
Virtuose Beherrschung der Flötentechnik, rasante Schlagwerk-Improvisationen und dieser Musik angemessener wunderschöner linearer Stimmklang paart sich bei den Musikerinnen Spielerische und mit dem Willen, die Hörer zu erreichen, ihnen die zumeist im Altfranzösischen gesungenen Situationen nahezubringen. Das ist ihnen über die perfekt dargebotene Musik hinaus vor allem dort gelungen, wo sie auch menschlich hinter mit dem Sinn fürs den angeschnittenen Problemen standen. Es war ein ganz besonders eindrucksvoller Abend!
(NÖN Woche 13/2001, Doris Firmkranz)
Bei einer Matinée am Sonntag präsentierten Julia Micewski und Sabine Federspieler, beide Lehrerinnen an der Musikschule Sieghartskirchen, auf höchst unterhaltsame Weise Klassisches von Telemann bis Schubert.
Einige sehr virtuose Bearbeitungen für Klavier und Blockflöte ließen bei so manchem Zuhörer Augen und Ohre übergehen ob der brillanten technischen Spielmöglichkeiten und des großen Ausdrucksreichtums des sogenannten Kinderinstrumentes „Blockflöte“.
Sängerin Sabine Federspieler begeisterte auch mit einem Ausflug ins Musical-Fach, wo sie als „Fair Lady- von Julia Micewski am Klavier bestens begleitet, die Zuhörer beeindruckte.
(Dolomiten, August 2005)
Die Funken ihrer Einfälle sprangen über
Kann man zu zweit, mit nur zwei Meldodieinstrumenten, ohne Klavier oder Basso continuo, einen spannenden Musikabend gestalten? Die in Österreich wirkenden Schwestern Claudia und Sabine Federspieler aus Brixen bewiesen es im Rittersaal von Schloss Prösels. Sie brachten atemberaubende virtuose und musikalisch anspruchsvolle Werke aus den verschiedensten Stilepochen zu Gehör, ohne im geringsten zu ermüden. Das Geheimnis dieses Erfolges liegt im sorgsam ausgewählten Programm, im Wechsel von Duo und Soli und in der unbändigen Musizierlust.
Ein in mehrere Sätze gegliedertes Duett für Geige und Blockflöte und ein wie improvisiert wirkendes, Freude ausstrahlendes „cominciamento di gioia“ eines Unbekannten um 1400 eröffneten den Abend. Dann folgten zwei schwergewichtige Solostücke. Claudia Federspieler gestaltete die berühmte „Chaconne“ von J.S. Bach mit präziser Intonation, feiner dynamischer Abstufung und sicherem Gefühl für den architektonischen Aufbau dieser großartigen Komposition.
Sabine Federspieler meisterte mit souveräner Leichtigkeit die erheblichen technischen Anforderungen der einfallsreichen fast experimentell wirkenden „Fantasie Nr. 2“ von G. Ph. Telemann, der 12 Fantasien für Blockflöte schrieb und hob eine 13., sehr moderne Fantasie von Paul Koutnik, als Uraufführung aus der Taufe. Damit war der zweite, der Gegenwartsmusik gewidmete Teil eröffnet. Nach einer Pause von fast 200 Jahren hat man im 20. Jahrh. die Blockflöte als Konzertinstrument wieder entdeckt, der durch neuartige Anblastechniken unerhörte Klänge zu entlocken sind. Ein köstliches Beispiel dafür war eine Eigenkomposition von Claudia Federspieler mit dem Titel „Plauderstündchen“. Mit verschiedenen Flöten und Techniken und unterstützt von den eigenen Stimmen ließen sie den teils gemütlichen Plausch zweier Freundinnen entstehen, sodass man fast erkennen konnte, worüber die beiden ratschten und sich ereiferten. Ganz experimentell verfuhr die Blockflötistin Sabine mit ihrer Improvisation mit Blockflöten und Stimme. Bald hielt sie das Instrument wagrecht, bald blies sie gleichzeitig auf zwei Flöten und ließ die Funken ihrer Einfälle überspringen. Die „Klangreden“ von Markus Zahnhausen in Form einer Serenade und ein von den Schwestern für sich arrangiertes „Aulodia“ des griechischen Komponisten Minas Boubodakis beschlossen beschwingt den Abend.
(Dolomiten 2008, Barbara Fuchs)
Bei den reichen Angeboten an Konzerten mag es eine Herausforderung sein, tiefgehende Konzerterlebnisse zu schaffen. Die aus Brixen gebürtige Blockflötistin Sabine Federspieler hat mit ihrem musikalischen Partner, dem aus Cremona stammenden Organisten Marco Fracassi diese Herausforderung angenommen und schaffte, nicht nur eine glückliche Verbindung von Alter und zeitgenössischer Musik, von komplexer Polyphonie und meditativer Improvisationskunst, sondern auch die gelungene Einbettung authentischer Musizierfreude in ein archaisch anmutendes Ambiente. Ein handverlesenes Publikum traf sich in der mit Kerzenschein ausgeleuchteten Johanneskapelle des Brixner Domes und erlebte eine Sternstunde.
Dabei bestach die Auswahl der Werke, eine kluge Mischung aus mittelalterlicher Spielmannsmusik eines Guillaume de Machaut, Tänzen und Madrigalen der Renaissance oder anonymer Meister, Orgelfantasien eines Gabrieli, Frescobaldi und Pachelbel sowie Werken zeitgenössischer Komponisten.
Für ihr hingebungsvolles Spiel und ihre technische Virtuosität ist Sabine Federspieler mehrfach ausgezeichnet worden. Als Musikpädagogin verfolgt sie das Ziel, die Blockflöte als virtuoses Konzertinstrument weiter zu etablieren.
Neue Akzente setzte sie mit Kompositionen von Markus Zahnhausen sowie dem anwesenden Komponisten Paul Koutnik. In „lux eterna“ „für Alblockflöte solo schafft der 1965 geborene Zahnhausen mit Hilfe experimenteller Techniken ungewöhnliche Klänge. Paul Koutnik lässt sich vom Auferstehungshymnus „Christ ist erstanden“ inspirieren und schafft durch Umspielen in Triolen eine kreisende, das Werden und Gehen symbolisierende Bewegung. Dabei verschmelzen die bewegten Melodien mit den statischen Orgelpunkten zu einem harmonischen Ganzen. Sabine Federspieler macht hier eine reizvolle Verwandschaft ihrer klaren Singstimme mit dem Flötenklang hörbar. Einem größeren Werkkorpus entstammt die „Frühlingsflöte“. Das Gesamtwerk ist betitelt mit „Engelsgesänge“. Es war eine himmlische Musik, die mit unglaublicher Präzision und atemberaubender Technik in sphärische Klangerlebnisse entführte. Im Sinne einer ambitionierten Botschaft, die Kreativität zu kultivieren, lud Federspieler am Ende zur Improvisation. Das Publikum folgte mit Experimentierfreude und bedankte sich mit langem Applaus.